Seit über 70 Jahren eine Institution des SCOG
Die erstaunliche Geschichte des Samichlaus vom Bireggwald
Lebhaft nacherzählt anhand von Archiveinträgen, Erfahrungen, Überlieferungen, Legenden, Mythen, Anekdoten, Gerüchten und Räubergeschichten
Wilde Ursprünge des Samichlaus vom Bireggwald
Es war einmal, vor langer Zeit, in einem nahen finsteren Wald...
... und nach über 70 Jahren im Rampenlicht ist der beliebte Samichlaus vom Bireggwald heute eine Attraktion, die im positiven Sinne fast selbstverständlich geworden und nicht mehr aus der Adventszeit wegzudenken ist. Davon haben die Urgründer der Samichlaus-Gruppe, angriffige Stürmer und grimmige Verteidiger des SCOG, wohl nicht einmal geträumt, als sie in den 50er-Jahren den Samichlaus vom Bireggwald ins Leben gerufen haben.
Gerüchte gehen um, dass die feierliche (feucht)fröhliche Gründung einerseits zwar aus Idealismus, andererseits aber doch auch aus einer spontanen (Bier)Laune heraus entstanden ist. Wie auch immer die historischen Tatsachen liegen - schon manche Rockband ist so gross geworden und rollt noch immer über Stein und Stock nach über 60 Jahren. Der Samichlaus vom Bireggwald steht einer solchen Geschichte in Nichts nach und findet beharrlich gar seit 70 Jahren zu jeder Adventszeit den Weg aus dem dunklen Wald in hell erleuchtete Wohnzimmer zu erwartungsfrohen kleinen Kindern und grossen Fans!
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Hey Hey Hey, die Vikinger
Tatsachen aus dem Samichlaus-Archiv: Es bestand auf dem Geissenstein eine Mondscheingruppe „die Vikinger“. Die genoss grosse Festivitäten in den damals naheliegenden Restaurants Oberrüti und Pilatusblick. Die Heimkehren zu später oder bereits früher Stunde waren nicht selten auch damit verbunden, einigen Blödsinn zu veranstalten. Vielfach auf dem Heimweg durch den Bireggwald. Das Gute daran war, dass sie auch Gutes taten. Sie besassen nämlich eine komplette Garnitur an Samichlaus- und Schmutzligewändern. So brachten die Nachtbuben auf dem Geissenstein mit dem Samichlaus und den Schmutzli viel Freude in die Stuben von Familien mit ihren vielen Kindern. Die Gruppe rückte damals mit Ross und Wagen aus. Die Gesichter der Schmutzli wurden zu diesen Zeiten mit Russ aus dem Kamin im Bauernhaus geschwärzt. Nach vielen Abenden waren die schwarz Geschminkten mit rotwundigen Gesichtern beschenkt.
Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne
Nach einer Karambolage zwischen dem Pferdewagen und einem Chevrolet - mit nicht geringfügiger Kostenfolge - wurde das Pferdegespann gegen einen Jeep vom damaligen Bauern Veri Weingartner auf Hirtenhof eingetauscht. So waren wir nicht nur den damals gefürchteten Schmutzli-Jägern, sondern auch der Zeit weit voraus! Der Jeep war damals Trendsetter, inzwischen ist er Legende. Und heute noch rückt die Chlausgruppe mit einem originalen komplett renovierten Amerikanischen Militär-Jeep Baujahr 1954 aus. Als Reminiszenz an die guten alten Zeiten von Ross und Wagen setzen wir am tollen „Tag des offenen Waldes“ nebst unserem Jeep auch einige süsse kleine Eseli ein, welche von den vielen anwesenden begeisterten Kindern gefüttert und ausgeritten werden dürfen. A propos Eseli...es gibt da einen berühmten nicht ganz kindertauglichen Witz, der immer wieder gern erzählt wird...
Wandlung des Samichlaus vom Bireggwald zum Wohltäter
Alsbald entwickelte sich aus der subkulturellen Gründer-Bande eine ehrenhafte, respektable Vereinigung, die sich bei ihrer uneigennützigen und in gewissem Sinne karitativen Aufgabe immerzu moralische und ethische Werte auf die Rute schrieb. Höchste Intention war seither immer, in der zwar nur kurzen Vorweihnachtszeit etwas Freude und Licht(blick) zu den Menschen zu bringen, die lange in Erinnerung bleiben. Ein weiteres wahrhaftes Anliegen des Samichlaus vom Bireggwald ist, in unserer manchmal sehr schnelllebigen, rastlosen, ratlosen und dadurch leider oft oberflächlichen modernen Welt etwas innezuhalten und alte gesund gewachsene Traditionen gemeinsam sorgsam zu pflegen und sich auf wahre Werte zu besinnen.
Hopp OG
So ungefähr im Jahre 1950 - nach Auflösung der Vikinger - übergab diese Gruppe das gesamte Samichlaus-Material dem SCOG. Ueli Jurt, später SCOG-Präsident und noch später zweiter Ehrenpräsident, leider schon früh verstorben, wirkte dann als erster Samichlaus vom Bireggwald. Steimann Heinz selig, Brun Bärti und Jean-Piere „Schano“ Siegrist selig waren seine ersten Mitstreiter und Nachfolger. Dann gedieh weiterer Zuwachs durch Ueli Jurt Junior, Hugo Felder, Renzo Soldati, Urs Mutter. Von der jungen enthusiastischen nachstrebenden Garde übernahm dann Thomi Sigrist, der erste Sohn von Schano, das Szepter respektive den ehrwürdigen Samichlausstab und die umsichtige Weiterführung der alten Samichlaus-Tradition. Dieser Schub löste den nächsten Boom aus. Denn Thomi folgten mit Raphi Weltert, Markus “Suppi” Suppiger, Dani Bammert und Roli Kunz viele langjährige Schmutzli-Gspändli, die sich nun freudig zum Samichlaus befördern liessen. Sehr schön ist, dass auch Michi Sigrist, der zweite Sohn von Schano, ebenfalls als Samichlaus dabei ist.
So ist der Samichlaus vom Bireggwald noch immer eng und tief verbunden mit dem SCOG. Viele aktuelle Mitglieder unserer Samichlaus-Gruppe sind altgediente teils ausgediente honarable Ex-OGaner. Viele sind aktiv in leitenden Funktionen als Vorbild im Verein tätig, sei es als Präsident des SCOG, als Vorstandsmitglied oder als Trainer. Viele sind Fussballer des SCOG, von Veteranen bis A-Junioren. Dank dem Generationen übergreifenden Mitglieder-Mix bleibt selbst der alte Chlaus jung im Herzen, aufgeschlossen, vif und stets am Ball, um die tolle Geschichte und Geschicke des Samichlaus vom Bireggwald geschickt in die Zukunft zu dribbeln.
Drei Generationen Samichlaus und Schmutzli vom Bireggwald
Der Samichlaus vom Bireggwald wirkt bereits seit drei Generationen. So ist es eine tatsächlich familiäre Angelegenheit. Von einigen Urvätern der Samichlaus-Gruppe machen schon deren Enkel stolz bei uns mit. „This is a Man's World, but it wouldn't be nothing without a woman or a girl“. Ein grosses Dankeschön gebührt deshalb auch unseren verständnisvollen besseren Hälften, die uns in der Adventszeit schweren Herzens Auslauf bzw. Ausfahrt mit unserem legendären Jeep gewähren, sodass wir Samichläuse und Schmutzli in männlicher Bruderschaft unserer geliebten Tätigkeit frönen dürfen. So manche lebenslange Freundschaft ist aus dieser Tätigkeit gediehen, die wir auch ausserhalb der Chlauszeit rege ausleben.
Back to the Future
Sogar Ex Ex Ex-Meisterschmutzli und OG-Legende Fredy Isler erlebte 2022 im stolzen Alter von fast 80 Jahren sein Schmutzli-Revival und humpelt bei ausgesuchten Auftritten wieder an vorderster Front mit - notgedrungen halt mit etwas kleinerem Radius zwischen seinem Jungbrunnen aus Bier, Wein und Lachsbrötli... Fredy, lachs no lang ned losi!!!
Und nach fast 45 Jahren im Einsatz als Schmutzli hatte die berühmt-berüchtigte OG-Identifikationsfigur Stefan “Stadi” Stadler es endgültig satt, sich weiter seinen Grind schwarz anzumalen und mit seinem Sohn Pädi weiter sein Schmutzli-Unwesen zu treiben. Weil Stadi aber halt ausser unserer lässigen Truppe, gutem Wein und üppigem leckeren Essen wortwörtlich nicht viele andere gewichtige Lebensinhalte kennt, bleibt er uns weiter treu. Nun aber als Samichlaus mit weissem Rauschebart im edlen roten Gwand statt als Schmutzli mit schwarzem Grind in schwarzer Kutte! Sensationell!!! Auch einen gebührenden Ranzen hat er sich für seine neue Aufgabe natürlich angeeignet. Einziger Downer war für Stadi, dass er sich für sein neues Amt leider nicht hochschlafen konnte...
Tätigkeit, Sinn und Zweck des Samichlaus vom Bireggwald
Nicht viel hat sich im Laufe der Jahrzehnte an der adventlichen Tätigkeit des Samichlaus vom Bireggwald geändert. Der Samichlaus besucht Familien, Firmen, Vereine und Gesellschaften. Die Familienbesuche sind grundsätzlich gratis, gerne wird natürlich ein freiwilliger Obolus eingesackt. Bei Gesellschafts- und Firmenbesuchen wird im Voraus ein angemessener Betrag vereinbart. Ein kleiner Teil der Einnahmen wird zur Instandhaltung der Ausrüstung (Jeep, Gewänder, Requisiten) verwendet. Der Grossteil wird nach bestem Treu und Glauben im Samichlaus-Fonds verwaltet. Daraus werden in Absprache mit dem Hauptverein SCOG regelmässig projektgebundene namhafte Beträge an die bestens geführte Junioren-Abteilung gesprochen, z.B. für einen neuen Team-Bus, ein neues Dress, ein Trainingscamp usw. Denn die Junioren des SCOG sind die Zukunft des Vereins und somit auch des Samichlaus' vom Bireggwald. So schliesst sich ein Kreis, der vor langer Zeit von törichten weisen Männern geöffnet wurde.
Es war einmal im dunklen Bireggwald...
Ja, die einmalige Geschichte des Samichlaus vom Bireggwald liest sich wie ein Märchen. 10Jahre-Bestehungsjubiläen wurden jeweils gebührend im Bireggwald gefeiert. Meist mit auf offenem Feuer im Pfadichessu gekochtem Vagabundentopf. Es wurde gesungen, geschnitzelbänklet, geprostet, Anekdoten erzählt, Verse geschmiedet... Als besonderer Höhepunkt erschienen anlässlich des 40igsten Jubelahres zwei Schmutzli anstatt wie sonst üblich in schwarzen diemal in speziell angefertigten weissen Kutten. Inzwischen treffen wir uns gar alljährlich zu diesem traditionellen Waldfäscht.
… und wenn wir unsere wunderbare Tradition nicht aussterben lassen, werden wir noch viele Jahrzehnte an unserer einmaligen Samichlaus-Geschichte schreiben und diese glücklich weiterleben.
Autor: Thomi Sigrist
Beirat: Fredy Isler